Ischämische Fernpräkonditionierung („Remote Ischemic Preconditioning", RIPC) versus „sham“-Kontrolle zur Reduktion des Ischämie-Reperfusions-Schadens der Leber nach Leberoperation bei Patienten mit vorgeschädigter Leber: Eine prospektive, randomisiert-kontrollierte, 3-fach verblindete klinische Phase III Monocenter-Studie
Organisatorische Daten
- DRKS-ID der Studie:
- DRKS00018931
- Status der Rekrutierung:
- Rekrutierung abgeschlossen, Studie abgeschlossen
- Registrierungsdatum in DRKS:
- 22.11.2019
- Letzte Aktualisierung in DRKS:
- 27.06.2023
- Art der Registrierung:
- Prospektiv
Studienakronym/Studienabkürzung
RIPL
Internetseite der Studie
http://keine Internetseite vorhanden
Allgemeinverständliche Kurzbeschreibung
Ein Ischämie-Reperfusions-Schaden der Leber ist eine gefürchtete Komplikation nach Operationen an der Leber. Ischämie (Minderdurchblutung) tritt zum Beispiel auf, wenn während der Entfernung von Lebergewebe die Leber versorgende Blutgefäße vorübergehend unterbunden werden (sog. Pringle-Manöver), um den Blutverlust zu vermindern. Sobald die Blutzufuhr wiederhergestellt und die Leber wieder durchblutet wird (=Reperfusion), kann auch dies zur Leberschädigung führen. Nach wie vor besteht ein dringender Bedarf an Methoden um die Organschädigung durch die Abfolge von Minderdurchblutung und erneuter Durchblutung (Ischämie-Reperfusion) zu minimieren. Beim „remote ischemic preconditioning“ (RIPC) handelt es sich um einen neuartigen Ansatz, bei dem fern vom Zielorgan (z.B. Darm oder Leber) ein kurzer Minderdurchblutungsreiz gesetzt wird (z.B. durch Aufpumpen einer Blutdruckmanschette an einem Arm oder Bein für 5 Minuten). Hierdurch werden körpereigene Substanzen ausgeschüttet, die über einen komplexen Regelkreis einen Schutz gegen Schädigung durch Minderdurchblutung am Zielorgan vermitteln. Zahlreiche Studien haben diese schützende Wirkung für RIPC in verschiedenen Organen gezeigt (z.B. Gehirn, Herz, Niere, Leber). Vorgeschädigtes Leberparenchym (bei Fibrose, Steatosis, Zirrhose oder nach Chemotherapie) ist besonders vulnerabel hinsichtlich einer Schädigung durch die intraoperativ eintretende Ischämie. Dass RIPC sich protektiv hinsichtlich einer ischämischen Leberschädigung auswirkt ist bereits bekannt: in der Literatur sind relevante Reduktionsraten der Transaminasen-Werte, insbesondere der AST (Aspartat-Aminotransferase), beschrieben worden. Die Transaminasen sind Leberenzyme und Marker für die Leberzellschädigung und steigen dementsprechend auch bei ischämischer Leberschädigung an. Inwieweit sich RIPC insbesondere bei Patienten mit Lebervorschädigung protektiv auswirkt, ist noch unklar. Auf Basis der Daten aus der Literatur wurde die vorliegende Studie entworfen, die einen protektiven Effekt von RIPC bei Patienten mit vorgeschädigter Leber im Sinne einer mindestens 10%igen Reduktion der postoperativen Transaminasen-Werte im Vergleich zur Kontrollgruppe annimmt. Während der 30-tägigen Nachbeobachtungszeit werden u.a. folgende Ergebnisse betrachtet: chirurgische Komplikationen, Reinterventionen, Krankenhausaufenthaltsdauer, Wiederaufnahme. Ein positives Studienergebnis würde aufgrund der schwerwiegenden Auswirkungen einer Leberschädigung von hoher Patienten- und Praxisrelevanz sein.
Wissenschaftliche Kurzbeschreibung
"Remote ischemic preconditioning" (RIPC) ist ein innovativer Ansatz, der sich von anderen Präkonditionierungsstrategien darin unterscheidet, dass der Minderdurchblutungsreiz (durch Aufpumpen einer Blutdruckmanschette an einer Extremität) vom Zielorgan entfernt („remote“) durchgeführt wird. Hierdurch werden körpereigene Substanzen, Cytokine, ausgeschüttet, die über einen komplexen Regelkreis das Zielorgan gegen Schädigung durch Minderdurchblutung schützen. RIPC induziert die Freisetzung von Serotonin aus Thrombozyten, wodurch die VEGF-Sekretion stimuliert wird, was wiederum die Ausschüttung von IL10 und Mmp8 in den Zielorganen hochreguliert. Es liegen bereits mehrere Studien vor, die belegen, dass RIPC Ischämie-Reperfusions-Schäden in verschiedenen Organsystemen abschwächt. Vorgeschädigtes Leberparenchym (bei Fibrose, Steatosis, Zirrhose oder nach Chemotherapie) ist besonders vulnerabel hinsichtlich einer Schädigung durch die intraoperativ eintretende Ischämie (z.B. durch Unterbinden der die Leber versorgenden Gefäße während des Pringle-Manövers). Dass RIPC sich protektiv hinsichtlich einer ischämischen Leberschädigung auswirkt ist bereits bekannt: in der Literatur sind Reduktionsraten der Transaminasen-Werte am 1. postoperativen Tag, insbesondere der ASAT (Aspartat-Aminotransferase), von 50% im Vergleich zur Kontrollgruppe ohne RIPC beschrieben worden. Auch die ALAT (Alanin-Aminotransferase) -Werte zeigten sich um 41% reduziert (u.a.: Kanoria S et al. (2017) Effect of Remote Ischaemic Preconditioning on Liver Injury in Patients Undergoing Major Hepatectomy for Colorectal Liver Metastasis: A Pilot Randomised Controlled Feasibility Trial. World J Surg 41 (5):1322-1330.). Inwieweit sich RIPC insbesondere bei Patienten mit Lebervorschädigung protektiv auswirkt, ist noch unklar. Allerdings ergab sich in einer Studie von Clavien et al., in welcher ischämische Präkonditionierung durch Klemmen der portalen Triade (Pfortader, Leberarterie, Gallengang) erfolgte (somit kein „remote“-Charakter der Intervention), in einer Subgruppenanalyse von jedoch nur 7 Patienten mit Lebersteatose ein noch größerer protektiver Effekt hinsichtlich der Vermeidung eines Leberschadens: bei Patienten mit Lebersteatose war das ASAT-Level am 1. postop. Tag sogar um 73% gegenüber der Kontrollgruppe ohne IPC reduziert (Clavien PA et al. (2000) Protective effects of ischemic preconditioning for liver resection performed under inflow occlusion in humans. Ann Surg 232 (2):155-162;). Auf Basis dieser Daten wurde die vorliegende Studie designt, die einen protektiven Effekt von RIPC bei Patienten mit vorgeschädigter Leber im Sinne einer mindestens 10%igen Reduktion der postoperativen Transaminasen-Werte im Vergleich zur Kontrollgruppe annimmt.
Untersuchte Krankheit, Gesundheitsproblem
- ICD10:
- K74.6 - Sonstige und nicht näher bezeichnete Zirrhose der Leber
- ICD10:
- K72.0 - Akutes und subakutes Leberversagen
- Gesunde Probanden:
- Kein Eintrag
Interventionsgruppen, Beobachtungsgruppen
- Arm 1:
- Experimenteller Arm/ Studienintervention: Beim RIPC wird dem Patienten unmittelbar präoperativ (bereits nach Einleitung der Intubationsnarkose und noch vor Schnitt/ bei Schnitt /OP-Beginn) eine Blutdruckmanschette um einen Arm gelegt und die Manschette bis zu einem Druck von 200 mmHg oder ≥50 mmHg über dem systolischen Blutdruck des betreffenden Patienten für 5 Minuten aufgepumpt. Dies entspricht dem Ischämie-Reiz fernab vom Zielorgan. Anschließend erfolgt eine 5-minütige Pause zur Reperfusion der Extremität. Diese 10-minütige Abfolge von Ischämie und Reperfusion wird insgesamt 3mal durchgeführt, sodass pro Patient eine totale Interventionsdauer von 30 Minuten resultiert.
- Arm 2:
- Kontrollarm/"sham"-RIPC: Beim "sham"-RIPC wird dem Patienten unmittelbar präoperativ (bereits nach Einleitung der Intubationsnarkose, aber noch vor Schnitt) eine Blutdruckmanschette um einen Arm gelegt, die Manschette jedoch NICHT aufgepumpt. Anschließend erfolgt eine 5-minütige Pause. Diese 10-minütige Abfolge wird insgesamt 3mal durchgeführt, sodass pro Patient eine totale "sham"-Interventionsdauer von 30 Minuten resultiert.
Endpunkte
- Primärer Endpunkt:
- Der primäre Endpunkt sind die Serum-Transaminasen (Alanin-Aminotransferase, ALAT, und Aspartat-Aminotransferase, ASAT) am 1. postop. Tag (diese Blutentnahmen finden routinemäßig statt, sind im Klinik-eigenen Behandlungspfad für Leberresektionen so vorgegeben und stellen somit keine Studien-bedingten Maßnahmen dar).
- Sekundärer Endpunkt:
- Sekundäre Endpunkte sind Komplikationen nach Clavien Dindo, Reinterventionen, Krankenhausverweildauer, stationäre Wiederaufnahme. Zudem werden die Effekte von RIPC auf Biomarker des Ischämie-Reperfusions-Schadens (Plasma-Serotonin, VEGF) und auf Biomarker des Zelltods (Hmgb1) zu folgenden Zeitpunkten (t) gemessen (mittels ELISA): direkt vor Beginn von RIPC (t0), direkt nach Abschluss von RIPC (t1) und 3 Stunden nach RIPC (t2).
Studiendesign
- Studienzweck:
- Prävention
- Zuteilung zur Intervention:
- Kontrollierte, randomisierte Studie
- Kontrolle:
-
- Placebo
- Studienphase:
- III
- Studientyp:
- Interventionell
- Art der verdeckten Zuteilung:
- Kein Eintrag
- Verblindung:
- Ja
- Gruppendesign:
- Parallelverteilung
- Art der Sequenzgenerierung:
- Kein Eintrag
- Wer ist verblindet:
-
- Beurteiler/in
- Statistiker/in
- Prüfärztin/Prüfarzt oder Therapeut/in
- Patient/in oder Proband/in
Rekrutierung
- Status der Rekrutierung:
- Rekrutierung abgeschlossen, Studie abgeschlossen
- Grund, falls Rekrutierung eingestellt oder zurückgezogen:
- Kein Eintrag
Rekrutierungsorte
- Rekrutierungsländer:
-
- Deutschland
- Anzahl Prüfzentren:
- Monozentrisch
- Rekrutierungsstandort(e):
-
- Universitätsklinikum Chirurgische Klinik Mannheim
Rekrutierungszeitraum und Teilnehmerzahl
- Geplanter Studienstart:
- 30.11.2019
- Tatsächlicher Studienstart:
- 02.12.2019
- Geplantes Studienende:
- Kein Eintrag
- Tatsächliches Studienende:
- 06.04.2022
- Geplante Teilnehmeranzahl:
- 102
- Tatsächliche Teilnehmeranzahl:
- 102
Einschlusskriterien
- Geschlecht:
- Alle
- Mindestalter:
- 18 Jahre
- Höchstalter:
- kein Höchstalter
- Weitere Einschlusskriterien:
- Personen, die folgende Kriterien erfüllen, können in die Studie aufgenommen werden: • Bekannte Vorschädigung der Leber (z.B. Leberzirrhose (Child Pugh A und B), Steatosis, Fibrose, Z.n. Chemotherapie, sonstige Pathologien/ Z.n. Noxen, die zu einer Leberschädigung geführt haben) • Geplante elektive Leberresektion oder Durchtrennung des Lebergewebes (sog. „in situ split“) mit späterer Resektion • Unterschriebene Einwilligungserklärung • Alter ≥18 Jahre
Ausschlusskriterien
Personen, die eines der folgenden Kriterien erfüllen, werden nicht in die Studie aufgenommen: • Nicht-einwilligungsfähige Patienten • Leberzirrhose Child Pugh C • Patienten, bei denen folgende Kontraindikationen für die Studienintervention vorliegen: arterielle Verschlusskrankheit (AVK), Infektionen oder Wunden an den Armen, schlecht eingestellter Diabetes mellitus oder tiefe Armvenenthrombose • Patienten, bei denen aufgrund der Eingriffsart bzw. des Resektionsausmaßes ein Pringle-Manöver unwahrscheinlich ist (z.B. bei sehr kleinen und/oder peripheren Resektionen)
Adressen
Initiator der Studie (Primärer Sponsor)
- Adresse:
- Medizinische Fakultät MannheimSeminarstr. 269117 HeidelbergDeutschland
- Telefon:
- +49 6221 54-2100 & -2001
- Fax:
- Kein Eintrag
- Kontakt per E-Mail:
- Kontakt per E-Mail
- URL der Einrichtung:
- Kein Eintrag
- Wissenschaftsinitiierte Studie (IST/IIT):
- Ja
Kontakt für wissenschaftliche Anfragen
- Adresse:
- Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät Mannheim, Chirurgische KlinikProf. Dr. med. Julia HardtTheodor-Kutzer-Ufer 1-368167 MannheimDeutschland
- Telefon:
- 0621-383-2225
- Fax:
- Kein Eintrag
- Kontakt per E-Mail:
- Kontakt per E-Mail
- URL der Einrichtung:
- https://www.umm.de/chirurgische-klinik/
Kontakt für allgemeine Anfragen
- Adresse:
- Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät Mannheim, Chirurgische KlinikProf. Dr. med. Julia HardtTheodor-Kutzer-Ufer 1-368167 MannheimDeutschland
- Telefon:
- 0621-383-2225
- Fax:
- Kein Eintrag
- Kontakt per E-Mail:
- Kontakt per E-Mail
- URL der Einrichtung:
- https://www.umm.de/chirurgische-klinik/
Wissenschaftliche Leitung (PI)
- Adresse:
- Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät Mannheim, Chirurgische KlinikProf. Dr. med. Julia HardtTheodor-Kutzer-Ufer 1-368167 MannheimDeutschland
- Telefon:
- 0621-383-2225
- Fax:
- Kein Eintrag
- Kontakt per E-Mail:
- Kontakt per E-Mail
- URL der Einrichtung:
- https://www.umm.de/chirurgische-klinik/
Finanzierungsquellen
Haushaltsmittel, keine fremden Finanzmittel (Budget des Studienleiters)
- Adresse:
- Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät Mannheim, Chirurgische KlinikTheodor-Kutzer-Ufer 1-368167 MannheimDeutschland
- Telefon:
- Kein Eintrag
- Fax:
- Kein Eintrag
- Kontakt per E-Mail:
- Kontakt per E-Mail
- URL der Einrichtung:
- Kein Eintrag
Ethikkommission
Adresse der Ethikkommission
- Adresse:
- Ethik-Kommission II der Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät MannheimTheodor-Kutzer-Ufer 1-368167 MannheimDeutschland
- Telefon:
- +49-621-38371770
- Fax:
- Kein Eintrag
- Kontakt per E-Mail:
- Kontakt per E-Mail
- URL der Einrichtung:
- http://www.umm.uni-heidelberg.de/forschung/ethikkommission-ii/
Votum der federführenden Ethikkommission
- Votum der federführenden Ethikkommission
- Antragsdatum bei der Ethikkommission:
- 16.10.2019
- Bearbeitungsnummer der Ethikkommission:
- 2019-729N
- Votum der Ethikkommission:
- Zustimmende Bewertung
- Datum des Votums:
- 29.10.2019
Weitere Identifikationsnummern
- Andere Primär-Register-ID:
- Kein Eintrag
- EudraCT-Nr.:
- Kein Eintrag
IPD - Individual Participant Data / Teilnehmerbezogene Daten
- Planen Sie, die teilnehmerbezogenen Daten (IPD) anderen Forschern anonymisiert zur Verfügung zu stellen?:
- Nein
- IPD Sharing Plan:
- Kein Eintrag
Studienprotokoll und weitere Studiendokumente
- Studienprotokolle:
- Kein Eintrag
- Abstract zur Studie:
- Kein Eintrag
- Weitere Studiendokumente:
- Kein Eintrag
- Hintergrundliteratur:
- Kein Eintrag
- Verwandte DRKS-Studien:
- Kein Eintrag
Veröffentlichung der Studienergebnisse
- Geplante Publikation:
- 31.12.2023
- Publikationen/Studienergebnisse:
- Kein Eintrag
- Datum der ersten Publikation von Ergebnissen:
- Kein Eintrag
- DRKS-Eintrag erstmalig mit Ergebnissen publiziert:
- Kein Eintrag
Grundlegende Ergebnisse
- Basic Reporting/Ergebnistabellen:
- Ergebnis-Tabellen s. Anhänge/ Study Results see attachments
- CONSORT Flussdiagramm/ CONSORT flow diagram
- Kurzzusammenfassung der Ergebnisse:
- Kein Eintrag